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Leben und Tod Jeder, der geht, belehrt uns ein wenig über uns selber. Kostbarster Unterricht an den Sterbebetten. Alle Spiegel so klar wie ein See nach großem Regen, ehe der heutige Tag die Bilder wieder verwischt. Nur einmal sterben sie für uns, nie wieder. Was wüßten wir je ohne sie? Ohne die sicheren Waagen, auf die wir gelegt sind, wenn wir verlassen werden. Diese Waagen, ohne die nichts sein Gewicht hat. Wir, deren Worte sich verfehlen, wir vergessen es. Und sie? Sie können die Lehre nicht wiederholen. Dein Tod oder meiner der nächste Unterricht? So hell, so deutlich, daß es gleich dunkel wird.
Hilde Domin Aus dem Buch von Sylvia Brathuhn: Lernen, mit dem Tod zu leben |
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