Laß den Fluß strömen

Lass den Fluß strömen.

Er entspringt aus der Mitte.

Aus Deiner Mitte.

Da ist keine andre.

Fühlst Du es nicht?

Meinst, wenn überhaupt,

er sei lange versiegt?

Der Strom versiegen?

In Dir?

Weißt Du noch, wenn er versiegte?

Wie lange ist es her?

Lange vielleicht, dennoch bedenke:

Er kann nicht versiegen.

Du vergaßt ihn nur,

fühltest ihn nicht,

hörtest nicht mehr sein Ewiges Rauschen.

Ewig heißt: Jetzt!

Lege ihn frei.

Lausche auf ihn.

Nimm ihn wahr.

Wahrmachend ihn für Dich -

durch Dein Wahrheit-Dir-Nehmen.

Er fließt über Steine.

Unter den Steinen:

Dein Herz.

Räume die Steine!

Dein Herz möchte trinken.

Es dürstet schon lange.

Lasse es nicht verdursten.

Gestatte es ihm, zu trinken

das Wasser des Lebens.

Laß strömen den Fluß aus der Mitte.

Dann - und das weißt Du:

Dann wächst es.

Dann blüht es.

Dann singt es.

Nicht nur das Herz:

DU!

Joachim-Ernst Berendt